Sommer 2017. Ein langjähriger Kunde beauftragt mich mit einer Teamentwicklung. Es geht um einen Konflikt auf Führungsebene, der seit langem schwelt. „Unser Budget ist schmal und wir haben einfach einen günstigen Seminarort gewählt.“, sagt meine Kundin. Als ich im Spessart ankomme, trifft mich der Schlag. Der „Seminarraum“ liegt im dunklen Keller, ein alter Barraum, in dem spürbar schon zahlreiche Schnapsleichen ihr Bewusstsein verloren haben. Und ausgerechnet hier soll ich Licht ins Dunkle eines Konflikts bringen? Unmöglich. Ich spreche mit dem Gastwirt, suche eine Alternative. Es bleibt wohl keine Wahl. Ich versuche ruhig zu bleiben, bestelle etwas zu essen. Die Speisekarte besteht aus Fleisch, Fleisch und nochmal Fleisch. Als Vegetarierin finde ich einen gemischten Salat. Zu früh gefreut. Der Salat ertrinkt im Dressing aus der Packung. Die Zutaten sind aus der Dose und vollkommen leblos. Mir ist schlecht. Wie sollen sich die Führungskräfte hier sicher und geschützt fühlen und einen Konflikt lösen, wenn die Umgebung derart energie- und lieblos ist?
Zugegeben. Dieses Beispiel gehört zu den extremsten Erfahrungen meiner fast 20jährigen beruflichen Reise und setzte den Schlusspunkt meiner Toleranz gegenüber billigen Seminarorten und Kunden, die am falschen Ende sparen. Wenn Menschen zusammen kommen, miteinander arbeiten und aufrecht in Beziehung treten wollen, brauchen sie ein unterstützendes, qualitativ hochwertiges und energiegeladenes Umfeld. Es macht einen echten Unterschied für Gruppenprozesse, ob ich in Räumen bin, die mit Liebe gestaltet sind und in denen Herzen spürbar laut schlagen, oder ob ich in Räumen Leere wahrnehme, kaum Verbindung spüre und nur die Kasse klingeln höre. Das Umfeld wirkt direkt auf die Teilnehmer und auf die Ergebnisse ihrer Arbeit.
So lege ich allen Unternehmensvertretern ans Herz, sich der Raumwahl bewusst zu sein, um die Qualität der Seminarergebnisse zu sichern.
Wenn es sich Unternehmen wert sind, einen angemessenen Raum mit Atmosphäre zu buchen und nahrhaft kraftvolles Essen unterstützend servieren lassen, würdigen sie ihre Mitarbeiter, investieren in eine nachhaltige Kultur und erleichtern die Prozesse – und ganz nebenbei mein Leben als Begleiterin;-)!
In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Qualität und Wahrhaftigkeit der Räume, in denen wir wirken und die in uns wirken.
Von Herzen, Maren
PS: Die Konfliktklärung im Spessart habe ich am Ende durchgeführt – allerdings improvisiert auf der luftigen Terrasse anstatt im dunklen Barraum. Es brauchte weitere Klärungsrunden, die nach meiner Intervention an einem anderen Ort stattfanden. Gott sei Dank!